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Marlon Franosch: Winterrot

Ich stehe vor dem schwarzen Nichts,
höre, wie jemand leise spricht
Ich reiß die Augen auf in meinem Gesicht,
und merke, es war kein Traum

Ich rappel mich zum Fenster auf
und schaue in eine weiße Welt hinaus
Ich spüre etwas Kaltes am Rücken in einem Wettlauf,
als wöllte die Kälte vor der Kälte eilen

Ich finde mich in einer kalten Welt,
nichts ist da und nichts ist dort
Ich fühle mich wie der Sommer, der in den Winter fällt,
Das dünne Eis, auf dem ich laufe, schmilzt

Ich hatte mich verliebt
in den Wahnsinn meiner Eisfrau
Ich fühle mich durch sie durchsiebt,
fliehen macht keinen Sinn

Ich versuche in die eiserne Nacht zu rennen,
finde mich in der Hölle wieder
Ich kann mich nicht mehr, obwohl ich es will, verbrennen,
Was soll ich machen ? – Die Hölle ist verfroren, ich auch?

Ich schaue hinauf in den Himmel des Herrn,
welcher aus einem glitzernden Vorhang besteht
Ich sehe doch in der fernen einen hellen Stern,
Hoffnung? Rettung? Täuschung? Sie?

Ich sah ein reflektierendes Licht,
versuchen, es zu erreichen, werde ich trotzdem
Ich sehe ihr Gesicht und dahinter die sich überschlagende Gischt,
Wohin soll ich rennen? Wie kann ich sie für mich gewinnen?

Ich bin im Eis gefangen, welches ich verehre,
das Eis verbrennt mein Herz zu kalter Asche
Ich finde in der Nähe eine Scheere,
der Ausweg ist da!

Ich setze an, ich fange an, ich greif es an,
nehme meinen letzten Mut zusammen,
um mir die Scheere in die Adern zu rammen,
Das schwarze Nichts wird langsam rot,
Ich spüre meinen langsamen grausamen Tod
Was soll ich machen in meiner Not?
Es ist vorbei, die Freude steigt,

Die Winterlandschaft färbt sich in die alte Farbe meines Herzens,
Ist das Eis vor der Liebe gewichen? – Ich werde es nie erfahren



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Stand: 03.11.09 Mail an mich